KURZBESCHRIEB DER DREI PROJEKTE
Dieses Ausstellungsprojekt der Projektgruppe KIF Kunst im Fluss wird ein weiteres Mal den Flusslauf entlang der Reuss (und der Emme) attraktiveren. Ein "Unort" unter dem Autobahnviadukt Reussegg wird mit Kunst belebt. Die ausgestellten Werke sind sichtbar auch vom andern Reussufer (Bahn, Xylofonweg, Baselstrasse).
Vernissage 10. Mai 2025 ab 17 Uhr
Ausstellungsdauer: Mai bis Oktober 2025
Jo Achermann (*1954)
Beim Projekt Durchzug von Jo Achermann wird durch die 80 beweglich hängenden Holz- Latten ein alternatives Geräusch zum immerwährenden Summen und Brummen der Autobahn hergestellt und zeitweise dem Vorhandenen entgegengesetzt. Der Wind oder das Ruckeln der Autobahn wird entscheiden, wie stark sich die Hölzer aneinander reiben, schlagen und dadurch Klänge entstehen. Manchmal kommt die flirrende Bewegung dem Wasser gleich, immer nimmt man aber durch die entstehenden Durchblicke in der Installation Teile der gegenüberliegenden Reuss-Seite bewusster wahr. Auch der Zug trägt mit seinem Geräusch zur geschärften Wahrnehmung der Klänge bei. Die durch die Hölzer vertikal aufgebaute Rhythmik der Komposition nimmt die vorhandene Architektur der Brückenpfeiler und die Anker der Felsbefestigung der Reuss-Gegenseite auf. Die Farben orange und grün sind den Autobahntunneln Luzern entnommen und schaffen so einen Querverweis zu wichtigen Farbinformationen in einem anderen Kontext.

Barbara Hennig Marques (*1969)
Die Installation AFRA von Barbara Hennig Marques nimmt ein gesellschaftlich relevantes Thema auf, das direkt mit der Stadt Luzern und dem Standort des legalen Strassenstrichs im Ibach verbunden ist. Mit dem Projekt tragt die Künstlerin zur kulturellen Auseinandersetzung und Sichtbarmachung der Lebensrealität von Sexarbeitenden bei, einer oft marginalisierten Gruppe. Die Märtyrerin Afra gilt als Schutzpatronin der Prostituierten. Die Stadt Luzern engagiert sich bereits seit Jahren für die Sicherheit und besseren Arbeitsbedingungen der Sexarbeitenden im Ibach. Mit Massnahmen wie dem Beratungscontainer, der Bereitstellung von Parkflächen und der engen Zusammenarbeit mit dem Verein LISA wird eine Basis für deren Schutz geschaffen. AFRA ergänzt diese Bemühungen, indem sie das Thema aus einer künstlerischen Perspektive beleuchtet und KUNST IM FLUSS einen Beitrag zur Enttabuisierung leistet. Die Installation schafft eine Verbindung zwischen Kunst, Gesellschaft und dem Engagement der Stadt Luzern. Sie bringt das Thema in den öffentlichen Raum, fördert Empathie und regt einen offenen Dialog an. AFRA unterstützt damit die Werte von Respekt und gesellschaftlicher Integration, die Luzern als progressive und sozial engagierte Stadt auszeichnen. Durch die Förderung dieses Projekts kann Luzern zeigen, wie Kunst dazu beiträgt, komplexe Themen aufzugreifen und eine neue Sichtweise zu ermöglichen, die über rein funktionale Massnahmen hinausgeht und die kulturelle Identität der Stadt stärkt.

"Afra" Neonschild unter dem Autobahnviadukt (Visualisierung: Marques Architekten AG, Luzern)
Lang/Baumann (*1972 / *1967)
Bei der Installation Beautiful Steps #18 von Lang/Baumann (Stahl verzinkt 50 x 175 x 150 cm) ist aus der Ferne ein einfaches Geländer aus Metallrohren sichtbar, das drei Seiten eines rechteckigen Schachts umschliesst. Erst beim Nähertreten bemerkt man sechs Tritte, die zu einer falschen Tür hinunterführen. Am Stil der Konstruktion lässt sich nicht ablesen, ob dieser Abgang schon immer bestand oder ob er neu ist. Die einfache Bauart und unspektakuläre Materialität verweisen am ehesten auf einen Eingang in einen technischen Bereich unter dem Boden. Die Arbeit könnte – wegen ihrer Unscheinbarkeit in der Umsetzung – leicht als Kunstwerk übersehen werden. Dennoch vermag sie zu irritieren, weil sie an diesem Ort schlussendlich wie ein fremdes Element wirkt, zumal die Dimensionen für einen Abgang sehr schmal sind.
